Sonntag, September 21, 2008

Das Wort zum Sonntag #56

Thema heute:
Warum sind Religionen tendenziell und systematisch Unruhestifter?

Angenommen in einem kleinen Dorf gibt es einen Tauben- und einen Kaninchenzüchterverein. Beide haben natürlich ständig das Problem der Überalterung, denn auf Grund des typisch menschlichen Pragmatismus bleiben zwar die Mitglieder (größtenteils) erhalten, doch ohne neue Vereinsmeier ist kein Staat zu machen. Expansion durch neue Mitglieder ist sinnvoll, da mehr Geld in der Kasse ist, man mehr Druck auf den Bürgermeister ausüben kann etc.etc..

Nun wäre das Maximum dann erreicht, wenn alle Dorfbewohner Mitglied beider Vereine wären, jedoch schmälerte dies wiederum die Macht jedes einzelnen Vereins, denn im Zweifel wüsste man natürlich nicht, für welchen Verein das Mitglied stimmt, wo es seine Spenden lässt etc.etc..

Aus dieser Situation ergeben sich mehrere Strategien:

1. Man macht nichts (passiv)
Hier hat man die größte Ruhe, jedoch auch den geringsten Mitgliederzuwachs, d.h. auch ohne Werbung o.ä. entscheiden sich immer wieder Leute zu dem Verein zu stoßen.

2. Man erzählt Gutes von sich (positive Propaganda)
Hier stellt man heraus, wie toll doch die Kaninchen-/Taubenfeste waren, die man feierte, wieviel Leistung doch das Mitglied für wie wenig Geld bekomme, wofür man sich alles einsetze und was man schon alles bewegt habe usw.usf.. Idee dabei ist, durch ein möglichst positives Image Leute zum Vereinseintritt zu bewegen.

3. Man erzählt Schlechtes über den anderen (negative Propaganda)
Hier lässt man wiederum nichts aus, den anderen durch den Kakao zu ziehen, was man doch für ein Weichei wäre, wenn man Kaninchen-/Taubenzüchter sei, wie armselig die Partys des anderen Vereins doch seien und wieviel Gestank/Lärm doch der andere Verein im Dorf verursache.

4. (vornehmliche) Kooperation
Man tut vordergründig so, als kooperiere man (um des lieben Friedens im Dorf Willen) mit dem anderen Verein, ist nach außen hin einmütig, aber streitet in der Sache bis aufs Blut. Oder man bildet ein Kartell und teilt den zu beackernden Markt unter sich genau auf, ohne dem anderen in die Quere zu kommen.

Kombinationen der Strategien sind natürlich vorprogrammiert, doch ich denke das Prinzip kann jeder nachvollziehen.

Gleiches kann man auf dem Markt der Religiositäten beobachten. Denn nachdem das Produkt (Allah, Zeus, Jahwe etc.) für das normale Mitglied nicht unterscheidbar ist und sich eine rationale Entscheidung kaum treffen lässt, müssen die zusätzlichen Vorteile herausgestellt bzw. die negativen Eigenheiten des anderen stigmatisiert werden. D.h. Religionen bzw. ihren Vertretern geht es nie um friedliches Miteinander, denn dann würde die Weltanschauung im Meer der Weltanschauungen untergehen, sondern immer nur darum, sich abzugrenzen, sich zu unterscheiden, heraustzustellen, dass man das beste Produkt habe (ähnlich wie mit der Waschmittelwerbung - Jesus wäscht weißer).

Somit ist die Unruhe vorprogrammiert und der einzige Ausweg ist, diese zu entmachten, Religion zur Privatsache zu machen. Kein Waschmittelkonzern kann auch mit noch so viel negativer oder positiver Propaganda einen Keil zwischen die Hausfrauen treiben und diese in Gruppen aufteilen, je nach Produktpräferenz. Gleiches sollte Religionen auch nicht mehr möglich sein, doch dazu bedarf es der Aufklärung und des Engagements jedes einzelnen.
"Wie kann es Frieden geben, wenn Trunkenbolde, Drogendealer, Kommunisten, Atheisten, New-Age-Anhänger, Satansanbeter, Säkulare Humanisten, unterdrückerische Diktatoren, geizige Geldwechsler, revolutionäre Attentäter, Ehebrecher, und Homosexuelle obenauf sind?"
(Pat Robertson, 1991)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Pat Robertson ist also dein Kronzeuge für die Religionen dieser Welt. Es ist offensichtlich zu Mühsam, den Papst oder andere glaubwürdige Vertreter ihrer Religionen zu zitieren, da greift man lieber in die Schublade der Unglaubwürdigkeit:

Pat Robertson ist Moderator der US-amerikanischen Fernsehsendung The 700 Club, die von vielen religiösen Kanälen ausgestrahlt wird. Seine Ansichten sind sehr umstritten, besonders seine Forderungen nach Aufhebung der Grenze zwischen Kirche und Staat (siehe auch Säkularismus), aber auch seine Ablehnung von Homosexualität und Feminismus. Er ist ordinierter Geistlicher der Southern Baptists, aber (im Widerspruch dazu) auch Anhänger der Pfingstbewegung.

Im Jahr 1999 wurden Pläne für ein Joint Venture zwsichen Robertson und der Bank of Scotland entworfen, welche eine Expansion der Bank auf den amerikanischen Markt vorbereiten sollte. Die Bank musste sich allerdings von Robertson distanzieren, nachdem dieser Schottland öffentlich als „dunkles Land“ bezeichnete, „welches von Schwulen überrannt ist“ und zu Gebeten gegen die drohende Macht der Homosexuellen aufrief.

Pat Robertson unterstützte die beiden evangelikalen Diktatoren in Guatemala und Liberia, Efrain Ríos Montt und Charles Taylor. Als letzter von den Vereinigten Staaten gestürzt wurde, kritisierte Pat Robertson Präsident Bush stark und behauptete, dass der Islam in Liberia die Macht an sich reißen würde.

Grossartiger Kronzeuge, meinen Glückwunsch.

Eigentlich kommen die genannten Strategien ja aus der politischen Diskussion. Dort gibt es diese Strategien in allen möglichen Ausprägungen, Kampf und Streit sind an der Tagesordnung.

Ähnlich überzeugend wäre es nun, den Fussballklub-Präsidenten von Staua Bukarest, Gigi Becali, Sohn eines Schafhirten, der sich mit Immobiliengeschäften zu einem der reichsten Männer seines Landes hochgearbeitet hat, zum Kronzeugen einer politischen Debatte um Krieg und Frieden in der Politik zu machen.

Aber möglicherweise ist das ja eine Anregung für das Wort zum Sonntag?

Po8 hat gesagt…

@stefan888

Sehr schön erkannt. Diese Strategien gibt es nicht nur bei religiösen Vereinigungen, aber es gibt sie eben auch da. D.h. auf der einen Seite werben diese Organisationen mit Friede, Freude und Eierkuchen, aber auf der anderen Seite ist ihnen an einer prinzipiellen Einigung nicht gelegen - bestes Beispiel hier ist die Ökumene in .de.

Robertson ist nicht mein "Kronzeuge", sondern zeigt nur als extremes Beispiel das auf, was ich oben begründet habe. In abgeschwächter Form findet man derartige Tiraden aber bei jedem besseren Kleriker, denn es ist symptomatisch.