Montag, Oktober 12, 2009

Neulich ausgepreist...

Einer der Wirtschaftsnobelpreise ging diesmal an eine Wissenschaftlerin, welche sich um das Allmende-Problem gekümmert hat. Spiegel online schreibt dazu:
Ein Beispiel, wie sich das Dilemma der Überfischung lösen lässt, gibt es in der Türkei: In Antalya haben Fischer eine Art Kooperative gegründet, in der jeder einen bestimmten Meeresabschnitt zugeteilt bekommt. Weil die Bereiche unterschiedlich attraktiv sind, rotieren die jeweiligen Seegebiete zwischen den Betroffenen. So bekommt jeder eine faire Chance - und gleichzeitig werden alle Fischer von ihren Konkurrenten überwacht.

Wie das Beispiel zeigt, ist Ostrom in ihrer praxisorientierten Forschung auch zu der Erkenntnis gekommen, dass die Menschen vor Ort oft die besten Lösungen für ihre Probleme finden. Damit hat die Wissenschaftlerin nachgewiesen, dass weder der Staat noch der Markt - wie es viele ihrer Kollegen behaupten - in der Regel zu den besten Ergebnissen führt.

Es ist schon fast erschreckend zu sehen, was Journalisten dem Markt alles antun können. Ist es der Finanzmarkt, so haben nicht Finanzleute vor Ort die beste Lösung gefunden, wie man in einem überregulierten System am besten abzocken kann, sondern der Markt war daran schuld. Sind es aber ein paar türkische Fischer, so hat der Markt mit deren Rotationsprinzip natürlich überhaupt nichts zu tun, sondern "die Menschen vor Ort" haben allein aus Herzensgüte und purem Altruismus zu dieser Lösung gefunden...

3 Kommentare:

Benjamin B. hat gesagt…

Der deutsche Wikipedia-Artikel ist fast genauso schlimm.

Der englische ist da bei weitem besser. Dort erfährt man, dass der Lösungsansatz, nämlich Privateigentum, schon den alten Griechen und dann später im 16. Jahrhundert der Schule von Salamanca bekannt war (http://en.wikipedia.org/wiki/Tragedy_of_the_commons#History_of_idea).

Po8 hat gesagt…

Naja.. denke mal der Artikel spiegelt die Mentalität wider. Statt zu sehen, dass Privateigentum die Lösung wäre wird dahinter nur ein Trick der bösen "Kapitalisten" vermutet. ;-)

Benjamin B. hat gesagt…

;-)

Diese (Wirtschafts)Journalisten scheinen vor allem eine sehr komische Definition vom Markt zu haben. Zum Markt gehören für die weder Kooperationen, noch irgendwelche gemeinnützige Organisationen. Bloss profitorientierte Firmen sind Teil der landläufigen Definition des Kapitalismus. (Aber scheinbar liegen die Beziehungen und Transaktionen innerhalb von Unternehmen dann auch wieder ausserhalb des Marktes, wie heute die NZZ berichtet.)

Dass nicht einmal die Begrifflichkeiten geklärt sind, macht es natürlich umso schwerer, sich für den Kapitalismus auszusprechen.