Sonntag, Dezember 01, 2019

Das Wort zum Sonntag #67

Thema heute: Eltern

Ich denke mal die meisten haben diese Erfahrung schon bei sich oder in ihrem Umfeld beobachtet. Eltern wollen "nur das Beste" für ihren Nachwuchs. Im Supermarkt werden dann Inhaltsstoffe von Lebensmitteln untersucht, eher Bio-Obst statt Obst ohne Bioaufkleber gekauft, beim Spielzeug wird darauf geachtet, dass es ohne Weichmacher und möglichst nicht aus China kommt, man macht sich Gedanken in/auf welchen Kindergarten, Schule, Uni usw. der/die Kleine gehen soll und welcher Umgang gepflegt wird, also mit welchen anderen Kindern man Sandförmchen mit Hundekot vollkleistern kann...

Interessant nur, dass hier z.B. in Bezug auf die Weltanschauung keine so hehren Maßstäbe angesetzt werden. Die kleinen Blagen haben das zu glauben, was schon die Eltern glauben. Selbst bei der politischen Ausrichtung lässt man den Kleinen größeren Spielraum. Kein Sechsjähriger wird mit dem Parteiprogramm der Grünen malträtiert, wohl aber mit erfundenen Geschichten aus der Spätbronzezeit - von irgendwelchen religiös bedingten Amputationen mal ganz zu schweigen...

Eltern wählen hier nicht mehr das Beste aus, machen sich nicht auf die Suche nach der friedvollsten, in sich logischsten oder humanistischsten Religion, nein, der/die Kleine bekommt einfach das drübergebügelt, was man als Eltern schon zu glauben pflegt.

Und nicht umsonst verwenden wir das Wort "Trichter", wenn es darum geht, kleinen Kindern etwas einzutrichtern. Evolutionsbedingt sind diese so "eingestellt", dass alles was von den Eltern kommt erst einmal nicht hinterfragt wird. Mit der Pubertät kommt dann auch die Kritik, jedoch diese früh indoktrinierten Denkmuster werden davon nicht immer berührt.

Richard Dawkins hat einmal sinngemäß gesagt (ich habe das Zitat leider nicht gefunden):
Kleine Kinder können nicht unterscheiden, dass die elterliche Anweisung "schwimme nicht im Nil, damit du nicht von Krokodilen gefressen wirst" ein sinnvolles Gebot ist, wohingegen "opfere kleine Lämmer am Altar des Zeus, damit die Ernte gut wird" nur eine Verschwendung von Zeit und kleinen Lämmern darstellt.
Auf Grund dieses Mechanismus' erklärt sich auch, warum v.a. die größeren Weltreligionen so scharf darauf sind, an die kleinen Kinder zu kommen (ok, bei den Katholiken gibt es da noch ein anderes Interesse, aber das würde den post sprengen...). Kinder befolgen die einfache Regel "was ein Erwachsener sagt ist sinnvoll und muss nicht kritisch hinterfragt werden". Kinder die das vor ein paar hundert Generationen anders gehandhabt haben (hypothetisch gesprochen), haben es bei all den Gefahren, die der Planet für uns bereithält, nicht ins fortpflanzungsfähige Alter geschafft. Somit hat sich das unvoreingenommene Übernehmen der elterlichen Ansichten - auch wenn es der größte Schwachsinn ist - evolutionsbedingt durchgesetzt.

Doch zurück zu den Eltern. §1631 des BGB besagt

§ 1631 Inhalt und Grenzen der Personensorge 
(1) Die Personensorge umfasst insbesondere die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen.
(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. [...]


D.h. uns ist klar, dass körperliche Bestrafungen ein No-Go ist. Doch es werden (leider etwas schwammig) auch seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen genannt. Aus meiner Sicht ist das Menschenbild, das von vielen Religionen gezeichnet wird entwürdigend. Der Mensch als Spielball Gottes, die Frau als Untertan des Mannes, das menschliche Dasein gezeichnet von (Erb)Sünde qua Geburt. Wenn man jemandem einen Minderwertigkeitskomplex anerziehen wollte, würde man wahrscheinlich genau so vorgehen. Parallel dazu natürlich das Heilsversprechen, wenn man alles so macht, wie es der Glaube vorschreibt (keusch bis zur Ehe, 5x am Tag beten, kein Spanferkel essen, am Sabbat keinen Finger krumm machen etc.), dann hat man eine Chance auf die Glückseligkeit.

Nachdem die Eltern i.d.R. schon zwei Jahrzehnte oder mehr auf dieser Welt sind, sollten sie eigentlich erkennen können, welchen Brain-fuck sie ihren Nachkommen hier aufzwingen. Bei Licht betrachtet ist das Eintrichtern religiöser Werte und Normen (das i.d.R. auch sehr selektiv erfolgt, weil man die gewaltverherrlichenden Geschichten den Kleinen doch nicht zumuten will) eine Form von psychischer Misshandlung. Es werden Dinge über diese Welt erzählt, die im besten Fall frei erfunden, im schlimmsten Fall frech oder vorsätzlich erstunken und erlogen sind. Ihnen wird ein schlechtes Gewissen gemacht, für Dinge die ganz natürlich sind. Kinder werden durch Religion keine freien selbständigen Individuen sondern so genau ein Teil jener Herde, in der ihre Eltern auch schon verharren.

"In order to form an immaculate member of a flock of sheep one must, above all, be a sheep." - Albert Einstein

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